Liebevolles Gedanken-Management
Unser Kopf intellektualisiert, das ist völlig okay, das ist seine Aufgabe. Gedanken können jedoch ein Eigenleben entwickeln, dann wird das sinnvolle Nachdenken zum Grübeln. Das ist dann nutzlos und fühlt sich quälend an. Erforschen wir in diesem Artikel ein wenig, wie es gar nicht zum Grübeln kommen muss.
Meist sind wir es nicht mehr gewohnt, völlig in der Präsenz, verbunden mit unserem Körper zu fühlen und wahrzunehmen, ohne gleich etwas zu bewerten und zu zerdenken.
Mit „wirklichem Denken“ meine ich bewusstes Denken. Du bist dir bewusst, worüber du denkst und du spürst zeitgleich deine Gefühle und deinen gesamten Körper dazu.
So bist du nicht mehr nur im unbewussten, automatischen Denkprozess des Verstandes, völlig losgelöst vom Körper und deinen Gefühlen, sondern verbunden.
Frage dich mal: Geht es dir nach dem Nachdenken besser oder hast du Erkenntnisse, die dich erleichtern? Dann war das konstruktives Denken in Bezug zu dir selbst.
Der Verstand ist keineswegs zu verteufeln. Er dient zum Intellektualisieren, zum logischen Denken, ermöglicht vernünftiges Handeln und vor allem: er ist die Basis für unsere Vorstellungen, die wir dringend brauchen, um uns zu verwirklichen. Denn wie sonst kann etwas in deinem Leben umgesetzt werden, wenn du es dir nicht mal vorstellen kannst?
Das Problem ist nur, dass ein Ungleichgewicht in der Wertung besteht zwischen rational und emotional.
Rationales Denken und die Vernunft werden von Kleinkindalter an hochtrainiert, wohingegen Empfinden, Intuition, Wahrnehmen oftmals belächelt werden oder sogar versucht wird, es abzutrainieren. Ein simples sprachliches Beispiel dazu: „konzentrier dich mehr“ (Verstand wird trainiert) und „sei nicht so empfindlich“ (Wahrnehmung wird abtrainiert).
Wenn dein Denken zu laut ist
Deinen Gedanken bewusst zu lauschen kann anfangs auch ganz schön verwirren. In deinem Kopf hörst du ja ganz viele verschiedene Sätze, in unterschiedlichen Betonungen. Es ist, als würde ununterbrochen jemand sprechen.
Ja, es ist deine innere Sprache.
Wie sprichst du mit dir?
Ist es „laut“ in dir? Gibt es streitende Anteile, „Vernunftstimmen“ und „Bauchgefühlstimmen“ und du weißt nicht, auf welchen Teil du hören sollst? Sind da eher besorgte Stimmen, kritische, verurteilende Worte oder bestärkende, liebevolle Sprache?
(In meiner Praxis zeige ich dir mittels Focusing, wie du deine inneren „Anteile und Stimmen“ kennenlernen, ihnen in Ruhe zuhören und sie liebevoll führen kannst, sodass du dich nicht überfordert fühlst, sondern die weise Botschaft deines Innen vom Herzen her verstehst.)
Nur einen minimalen Teil von deinen Gedanken und Gefühlen teilst du auch mit deiner Umwelt, indem du es laut aussprichst. Das meiste machst du in dir, mit dir selbst aus.
Deswegen schafft es auch ein so verbindendes Gefühl, wenn wir uns erlauben, uns wirklich mitzuteilen: also ehrlich auszusprechen, was uns wirklich beschäftigt, mit all unseren Facetten, die wir oft zu verheimlichen versuchen.
Es spielt sich eben nicht mehr nur alles allein in einem selbst ab, sondern wir haben die Chance, anderen Menschen einen Einblick zu geben, Rückmeldung zu erhalten und uns über das Gegenüber selbst wieder ein wenig besser zu erkennen.
Wir fühlen uns lebendig, wenn wir uns öffnen und andere Menschen an unserer inneren Wahrnehmung – seien es Gedanken oder Gefühle – teilhaben lassen. Manchmal ist hierfür ein geschützter Ort mit einer neutralen Person sehr hilfreich.
Pause zwischen Reiz und Reaktion
Verstehe bitte nicht falsch: Es ist nicht möglich, alles stets bewusst zu denken! Das soll es auch gar nicht sein. Das bewusste Denken soll dir helfen, aus den automatischen Gedankenspiralen, den Kreisgedanken auszusteigen.
Wenn du erkennst, dass du nicht alles glauben musst, was in dir denkt, und du sehr wohl Einfluss nehmen kannst auf deine Gedankenwelt, deine subjektive Wirklichkeit, dann beschert dir das innere Freiheit.
Du bist nicht mehr so verstrickt und den rasenden Gedanken hilflos „ausgeliefert“, sondern du erkennst, dass du gerade etwas denkst, und kannst lernen, eine Pause zwischen Reiz und Reaktion zu setzen. Dadurch hast du viel mehr Möglichkeiten, wirklich zu überlegen, wie du agieren möchtest, statt einfach nur zu reagieren. Das bedeutet, Stress abzubauen und macht freier.
Gedanken: Alltagsbeispiel
Vielleicht fällt dir gar nicht auf, dass du deinen Tag mit solchen Gedanken beginnst: „Mist, der dumme Wecker läutet. Nein, ich will nicht. Oh Gott, heute wird sicher schlechtes Wetter sein, hab ich gestern eigentlich was falsches zur Chefin gesagt, ich muss mich heut zusammenreißen, mach schneller, du bist spät dran. Ich Trottel seh´ heut wieder schrecklich aus, ich darf nicht vergessen, ich muss später noch…“
Oh weh! Seufz. Also, wenn dein Tag mit solch ähnlichen Gedanken beginnt, und dir das gar nicht auffällt, was du da denkst, weil es so normal für dich ist, dann sind deine Gedanken einfach ein Selbstläufer mit dem Ergebnis, dass du dich schlecht FÜHLEN wirst.
Weil wir ja auch ausstrahlen, wie es uns in unserem Inneren geht, wirst du vielleicht sogar mittags vom Kollegen gefragt, weshalb du heute wieder so schlecht drauf bist. Das ärgert dich natürlich noch mehr und die „böse Welt“ ist also auch noch unfair zu dir… und so geht der unbewusste Alltag dahin: kein schöner Gedanke!
Wenn du aber an irgendeinem Punkt bemerkst, WAS du da die ganze Zeit über denkst, kannst du dich entscheiden, kurz innezuhalten: „Aha, ich denke gerade…(setze deinen letzten Gedanken ein)“. Das „Aha“ dient dazu, es wertfrei anzuerkennen, was du gedacht hast. Du sollst dich schließlich nicht verurteilen, wenn du einen „negativen“ Gedanken entlarvt hast!
Nun kannst du einen Atemzug nehmen und dich fragen, ob dir dein Gedanke nützt und dienlich ist. Wenn das nicht so ist, hast du die Wahl, dich jetzt für einen anderen Gedanken zu entscheiden.
Einfaches Beispiel: Wie sehr nützt es dir, zu denken, wie schrecklich das Wetter ist? Es ist, wie es ist. Du kannst es nicht beeinflussen. Du kannst sehr wohl beeinflussen, zu wählen, deine Gedanken zu lenken. Zum Beispiel darauf, was du brauchst, um dich trotz Hitze, Regen, Kälte… besser zu fühlen.
Gedanken sind nicht die Realität
Ein guter Beweis, dass deine Gedanken nicht die Realität sind, ist, dass du selbst schon erlebt hast, dass sich deine Einstellung zu etwas ganz schnell ändern kann!
Es sind nur Gedanken, es ist nichts Festes. (Was für ein befreiender Gedanke!)
Es sei denn, du hältst Gedanken beharrlich fest und weigerst dich, auch anderes auch nur in Betracht zu ziehen. Wenn du das bei dir bemerkst, ist das ein gutes Zeichen, dass du mit deinen Gedanken identifiziert bist. Dann kannst du dir sagen, das kann ja nicht sein, dass es NUR diesen Gedanken zu dieser Situation gibt. Du weißt, ein anderer Mensch würde dazu ganz etwas anderes denken. Dadurch, dass du dir das bewusst machst, kannst du dich wieder befreien.
Bei manchen Vorstellungen ist das natürlich schwieriger, als bei anderen Gedanken. Wir glauben zu sehr daran. Das hängt sehr mit unseren tiefen Glaubensmustern und Überzeugungen zusammen. Aber auch diese sind ja nur ein Konstrukt und nicht die Wahrheit.
Denke deine Gedanken zu Ende
Lass nicht zu, dass deine Gedanken dich limitieren! Was nützt es dir?
Möchtest du deinem Gedankenkonstrukt (ist es deines?) entsprechen und recht haben oder möchtest du dich gut fühlen?
Es ist völlig okay, nachdenklich zu sein und reflektieren, analysieren zu lieben. Konstruktives Denken ist großartig. Aber lass nicht zu, dass du dir unnötig den Kopf zerbrichst, weil du dich von den zigtausend Gedanken täglich unbewusst treiben lässt, und du dich am Ende des Tages eigentlich nur gestresst fühlst.
Nutze deine Gedanken FÜR dich, nicht gegen dich!
Damit dir das leichter gelingt, brauchst du, wie schon hier beschrieben, eine gute Körperverbindung.
Bleib nicht bei einem Gedanken hängen und wiederhole ihn wie wild, sondern denke fertig!
Nutze dein Gehirn aktiv.
Meist merken wir gar nicht, dass wir die Dinge nicht zu Ende denken…
Jeder Gedanke ist eine Vorstellung und hat Kraft. Unbewusste, ungelenkte Vorstellungskraft wirkt auch, dann aber möglicherweise nicht in deinem Sinne.