Das Burn-out Syndrom
Fühlst du dich kurz vorm Burnout? Ständig tun bis nichts mehr geht, das ist Burnout, die psychische Erschöpfung.
Doch niemand muss allein mit der Überforderung zurechtkommen.
Denkst du dir nun „ich bin zwar sehr erschöpft, aber es geht schon noch, also betrifft mich das nicht“, dann bleib bitte achtsam mit deinen Ressourcen und lerne, auf Warnsignale zu achten.
Denn die letzte Station des Burnouts, der Depression, ist die totale Erschöpfung: ein lebensbedrohlicher, körperlicher und psychischer Zusammenbruch.
Doch so weit muss es gar nicht erst kommen! Bis zur völligen mentalen Erschöpfung spielen etliche innerpsychische Faktoren, physische Symptome, und äußere Belastungen für längere Zeit zusammen.
Schauen wir uns an, welche exemplarischen Faktoren Burn-out begünstigen können.
Psychische Muster:
- fehlende Abgrenzung
- leistungsorientiert
- Gedankenkreisen, grübeln
- eigene Bedürfnisse nicht wahrnehmen
- hohe Ansprüche an sich und Umwelt
- Selbstkritik und Selbstunsicherheit
- fehlendes Bewusstsein für Regeneration
- Gefühl des Getriebenseins, nie genug
- Streben nach Perfektion
- innerer Druck, innere Unruhe
- anderen recht machen wollen
- keine gute Verbindung zum Körper
- Angst, die Kontrolle zu verlieren
- Entfremdung gegenüber der Arbeit
- eigene Grenzen nicht gut spüren oder nicht wahrhaben wollen, und daher leicht über eigene Kraftreserven gehen
Äußere Faktoren:
- ständiges gestört, unterbrochen werden bei Tätigkeiten
- wenig Freiräume
- zu viel gleichzeitig, Multitasking
- Zeitdruck, Zeitnot
- ungesundes Macht- Hierarchieverhältnis
- Stress – zu viele Aufgaben
- (unterschwellig) feindliche Stimmung unter KollegInnen
- kaum Selbstbestimmung
- der höhere Zusammenhang fehlt – Aufgaben scheinen sinnlos
- unbeeinflussbare, starre Strukturen
Für die Burnout-Prävention ist wichtig, die eigenen Belastungsgrenzen zu kennen. Sei daher achtsam, wenn mehrere Alarmzeichen über längere Zeit zusammenkommen, und Erholung nicht mehr möglich scheint.
Kurz vorm Burnout fühlt sich schrecklich an.
Überwinde deine eventuelle Scham, sprich darüber und hol dir Unterstützung!
Die klinische Diagnose selbst können nur ÄrztInnen stellen, sowie die Behandlung der Psychotherapie vorbehalten ist!
Dipl. LebensberaterInnen unterstützen dich in der Burnout-Prävention, begleiten dich zusätzlich zu therapeutischen Maßnahmen und helfen beim beruflichen Wiedereinstieg.
Ich bin nicht krank, ich bin erschöpft
Mediziner streiten, ob Burnout als eine eigenständige Krankheit gelten soll. Derzeit ist es nicht in ICD-10, dem üblichen Klassifikationssystem für (psychische) Krankheiten, erfasst. Es scheint nur unter den Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen, das Kürzel Z73 auf, und hier verbirgt sich der Faktor „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“, worunter dann auch Burn-out, das Ausgebranntsein aufgeführt ist.
[Nachsatz Mai 2019: Mittlerweile wird Burn-Out von der World Health Organization als Krankheit anerkannt und wird im ICD-11 gelistet. Allerdings bezieht die WHO das Burnout-Syndrom in der Klassifizierung ausschließlich auf berufliche Sicht: „chronischen Stress am Arbeitsplatz“.]
Doch Menschen, die von Erschöpfung betroffen sind, ist das egal. Sie wünschen sich Hilfe. Ebenso unwichtig ist für sie, ob Burnout als Managerkrankheit aufgekommen ist, mittlerweile jede Person betreffen kann, oder sogar als „Modediagnose“ bezeichnet wird. Sie möchten einfach, dass es ihnen endlich wieder besser geht.
Burnout und Scham
Die pathologische Erschöpfung im beruflichen Kontext scheint gesellschaftlich akzeptiert.
Doch die Seele kann auch ohne Arbeitsstelle als Ausgangspunkt erschöpfen und ausbrennen!
Das Erschöpfungssyndrom muss also nicht zwangsläufig mit Erwerbsarbeit und Arbeitsstress zu tun haben, als viel eher mit innerlicher Überlastung, wie auch der Artikel über elterliches Burnout darstellt. Das wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus.
In jedem Fall jedoch scheint das Wort Burn-out gesellschaftsfähiger, als zum Beispiel öffentlich eine Depression zuzugeben. Ich habe ein paar mal schon erlebt – wohlgemerkt außerhalb meines beruflichen Kontexts -, dass Menschen sehr frei, ohne, dass es der Situation erforderlich, oder angemessen gewesen wäre, quasi aus dem Nichts heraus, erzählten: „Ich hatte auch schon Burnout; ich war sogar in der Klinik“. Es hat manchmal geklungen, als wäre es eine Leistung, dazuzugehören zu dem Kreis der fleißig Überarbeiteten. Selten habe ich jemand in Alltagssituationen mit gleicher Leidenschaft freimütig von einer schweren Depression sprechen hören.
Es scheint schwieriger, sich beispielsweise einzugestehen, dass man niedergeschlagen, in Leere, Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit gefangen und an klinischer Depression erkrankt ist.
Die subjektiven Leidenszustände sind sehr schlimm; dennoch spricht es sich über Burnout manchmal „leichter“. Es scheint einfacher erträglich, zuzugeben, dass man sich überarbeitet hat, weil dies ein Wert ist, der gesellschaftlich anerkannt ist, in einer ja so positiv denkenden Leistungsgesellschaft.
Das sehe ich als Chance, offen darüber zu sprechen, dass alles zu viel ist, ohne sich zu sehr zu schämen.
Ganz gleich, wie deine Situation ist, kurz vorm Burnout oder leichte Erschöpfung, ausschlaggebend ist dein subjektives Gefühl der Überlastung.
Teil dich mit, du bist nicht allein!
Wie fühlt es sich nun an, kurz vorm Burnout?
Manche fühlen sich zunehmend hilflos, es wird alles zu viel, vermehrtes Grübeln, starke Gereiztheit, ängstlich, unsicher, innere Unruhe, Vergesslichkeit, Unkonzentriertheit, es ist alles anstrengend, Sorge, wie alles zu schaffen ist, und wie es weitergeht, kraftlos, Gefühl der Sinnlosigkeit „wozu tu ich mir das alles an?“, lustlos, traurig, fühlt sich unverstanden, sehr viel Müdigkeit und oft dennoch schlaflos, Schwindel, Magen- und oder Kopfweh, Kreuzschmerzen; die Liste kann sehr lang fortgesetzt werden.
Und natürlich: viel Stress spielt eine Rolle. Vor allem aus sich selbst generierter Stress. Eben nicht nur äußerlicher Termindruck und die Bewältigung aller Anforderungen in Job, Familie, Freizeit. Sondern vielmehr innerlicher Stress, starker innerer Druck, immer weiter zu funktionieren.
Und dabei erst spät bemerken, dass man unglücklich ist.
Wenn man es bemerkt, weiß man nicht gleich, wie man sich helfen kann.
Es ist gut, verschiedenste Informationen zu sammeln und letztendlich unbedingt ärztlich zu besprechen, um nichts zu übersehen.
Sucht ist keine Hilfe
Das Ausprobieren verschiedener Dinge kann zusätzlichen Stress und Verzweiflung auslösen. In einer Zeit, in der ohnehin kaum Kraftreserven da sind. Manchmal ist es dann einfach der Körper, der deutlich zeigt, dass die Belastungsgrenze nahezu überschritten ist.
Aufgrund von Schlafstörungen, psychosomatischen Symptomen, körperlichen Beschwerden, den verschiedensten Emotionen und dem Bemühen, den Schein zu wahren, ist die Gefahr der Selbstmedikation sehr hoch.
Der Versuch, sich mit Substanzen wie Kaffee, Tabletten, Alkohol, verschiedensten Drogen aufzuputschen, Ängste zu lindern, Gefühle zu dämpfen und zu beruhigen und um schlafen zu können, kann in Abhängigkeiten und starkes Suchtverhalten führen.
Trau dich, es gibt Unterstützung!
Bei so vielen erwähnten Begleitsymptomen kann es leicht sein, dass man sich darin wiedererkennt. Keine Panik, einzelne Merkmale sind zeitweise normal, können jede Person betreffen, und zeigen nicht zwangsläufig eine Krise an.
Es gibt kaum jemand, die sich nicht mal erschöpft fühlt.
Lass dich nicht unnötig pathologisieren!
Manchmal ist aber das eigene Eingeständnis, mit der Lebenssituation überfordert und erschöpft zu sein, schwierig.
Es gibt jedoch niemals einen Grund, dich zu schämen, egal, wie deine Situation gerade aussieht.
Wenn du nicht sicher bist, ob, oder welche Hilfe du möchtest, sprich mit einer professionellen, neutralen Ansprechperson darüber. Wichtig ist in jedem Fall lieber frühzeitig Unterstützung zu holen, bevor du kurz vorm Burnout bist, dann findest du auch leichter wieder in ein gesundes Gleichgewicht.
In einem der kommenden Artikel werde ich Hochsensibilität und Burnout beleuchten.