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Zu empfindlich für diese Welt

„Du bist einfach zu empfindlich!
Sei doch nicht immer so sensibel!“

Hast du das auch schon gehört? Einmal abgesehen davon, dass es sehr wertende Aussagen sind, kennen gerade hochsensible Menschen diese Sätze schon früh aus ihrer Kindheit. Vielleicht haben sie sich „allzu schnell“ zurückgezogen, bei einem schärferen Erziehungswort. Oder: ein Kind fällt hin, weint vor Schreck und bekommt dann zu hören „ach, sei nicht so empfindlich“ – vielleicht sogar mit einem „und jetzt reiß dich endlich zusammen“. Autsch!

zu empfindlich zerbrochenes ei auf holzDiese Zurechtweisungen des eigenen Gefühlsausdrucks schmerzen.
Sie können im Innersten erschüttern. Denn es bedeutet, so wie du fühlst, ist es nicht in Ordnung.
Im schlimmsten Fall internalisieren hochempfindliche Menschen diese Erfahrungen im Lauf des Lebens zu „ICH bin nicht in Ordnung, so wie ich bin“.

Es kränkt zu hören, man solle nicht so empfinden, wie man empfindet.


Weil das so weh tut, versuchen wir alles, eben nicht zu empfindlich zu sein. Wir versuchen, mehr so wie andere zu werden, „normaler“, abgehärteter, und weniger zu fühlen. Manche versuchen, sich einen Schutzpanzer zuzulegen; der kann verschieden aussehen: ein Zuviel an Essen, sozialen Situationen ausweichen, eigene Gefühle nicht zulassen, verleugnen wer wir wirklich sind und über die eigenen Grenzen gehen. Doch lässt es sich abtrainieren, empfindsam zu sein?
Der Preis ist hoch, denn es ist wider dein ureigenstes Wesen!

Machen wir uns also auf die Reise und erforschen den Wesenskern von Empfindlichkeit und Empfindsamkeit.


Empfindlich zu sein ist negativ besetzt und empfindsam gilt als lieblich?

Untersuchen wir das doch einmal genauer:
Empfindsamkeit / empfindsam sein bedeutet: zartfühlend, gefühlvoll, zart empfindend, feinfühlig

Empfindlichkeit / empfindlich sein bedeutet:

  • verletzlich, feinfühlig, sensibel
  • auf bestimmte Reize sehr leicht und schnell zu reagieren. (Beispielsweise reagiert eine empfindliche Haut rasch auf Temperaturunterschiede oder Luftveränderung.)
  • aufgrund der Beschaffenheit leichter reizbar und anfällig zu sein. (Weil die Haut dünner ist, reagiert sie stärker auf eine neue Creme oder Berührung.)

Überempfindlich hieße demnach übertrieben empfindlich oder auch allergisch zu reagieren.

Wir würden aber nie ein wertvolles Material, wie zum Beispiel eine Filmrolle oder Seide abschätzig beurteilen, dass es empfindlich sei und wir deshalb extra sorgsam damit umgehen müssten. Der Stoff Seide ist nicht so robust wie Baumwolle. Doch das macht Seide nicht schlechter. Nein, wir wissen das Material ob seiner speziellen Eigenschaft zu schätzen!
Das Ei als mächtiges Symbol des Lebens, hat eine unglaublich zerbrechliche Eischale. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir es nur behutsam berühren.

Gleichermaßen bewundern wir einen dünnen, verletzlichen Schmetterlingsflügel, und wir lieben zarte, heikle Pflanzen. Es ist sogar die weniger robuste Beschaffenheit eines Materials, eines Lebewesens, die es auch besonders macht.
Wir gehen gern achtsam damit um!


Was kannst du tun, wenn du dich zu empfindsam für diese Welt fühlst?

Manche Menschen sind einfach feinfühliger als andere. Sieh es als eine besondere Eigenheit an, denn es ist etwas Schönes, Schützenswertes und Feines an dieser Eigenschaft! Hochsensibilität ist keine Krankheit!

empfindlicher Schmetterling auf grüner PflanzeWie stark das Empfinden ausgeprägt ist, ist nicht nur veranlagt, sondern auch von deiner Tagesverfassung abhängig! Du kannst auf Verschiedenes ja auch mal widerstandsfähiger reagieren, wenn du beispielsweise gut ausgeschlafen bist.
Und mal bist du eben leichter reizbar und besonders zartfühlend.

Vielleicht hilft es dir, in solchen Momenten zu dir in einem inneren Dialog zu sprechen: „Ah, im Augenblick bin ich wieder verletzlicher, weil ich schon müde bin. Also werde ich besonders gut für mich sorgen.“
Bring dir selbst Verständnis entgegen.

In Situationen, in denen du das Gefühl hast, zu sensibel und zu empfindlich für diese Welt zu sein, hilft dir dann dein Mitgefühl, zu erkennen: ich reagiere nicht immer ganz stark auf alles. Im Augenblick reizt es mich besonders, aber es gibt auch Zeiten, da fühle ich mich widerstandsfähiger. Relativieren mindert den Stress!

Daher ist es so wichtig, ein Selbstverständnis aufzubauen und dich nicht dafür zu verurteilen, wie du bist.

Du hast Selbstbewusstsein, wenn du weißt „ja ich bin empfindsam / zart / empfindlich und das ist okay so“. Du kannst ganz anders dazu stehen.
Zu dir stehen. Dir selbst beistehen. Du weißt dann, es ist normal, nun mal so angelegt zu sein.

Es gibt keinen Grund, dich dafür zu schämen!

Vor allem ist es nicht nötig , ständig zu versuchen, dich mehr abzuhärten!
Du darfst empfindsam sein und empfindlich reagieren! :-)) Du bist in Ordnung!

Zusätzliche Strategien, wie du dich als Hochsensitive in der Welt wohler fühlen und auch schützen kannst, erzähle ich dir in einem der kommenden Artikel.



MÖCHTEST DU MEHR ERFAHREN?

Es folgen weitere Artikel, Tipps und Infos zu Selbstfürsorge, Resilienz, Selbstbewusstsein, seelische Gesundheit, Burnout, Hochsensibilität, Stressbewältigung….

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Danke sagt Iris Lasta: Praxis für psychologische Beratung, Lebensberatung & Coaching 1140 Wien, Mauerbach, Purkersdorf.

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